Wortörtlich ist ein (vor)lesendes Performancekollektiv. 2014 fand die Gruppe in Konstanz über einen universitären Arbeitskreis zusammen, wächst seitdem und agiert auch in anderen Städten. Projektbezogen besteht Wortörtlich aus je anderen PerformerInnen, SprecherInnen, MusikerInnen, SounddesignerInnen, BewegungskünstlerInnen und ExpertInnen aus verschiedenen Kontexten.
Das Corporate Design für das Ensemble zu entwickelt stellte uns (Julien Kuny, Stephan Lawson und Niklas Münchbach) vor ganz besondere Herausforderungen. Zu Beginn galt es eine prägnante Wort und Bildmake für das Kollektiv zu visualisieren. Das Logo sollte die drei Basiswerte des Kollektivs vereinen und gleichzeitig mit einer klaren Bildsprache aufwarten.
Wo tut ihr's, wo's andere nicht tun?
Um das Ensemble in der Stadt bekannt zu machen wurden die Konstanzer dazu aufgerufen die ausergewöhnlichsten Orte an denen sie Lesen bildlich festzuhalten. Unter den Einsendungen wurden die Besten ausgezeichnet. Die restlichen Motive blieben über die Aktion hinaus in Form von Postkarten und als Merch für die BesucherInnen der Lesungen erhalten.
Das Corporate Design für wortörtlich sollte insbesondere die diversität des Ensambles verbildlichen, weshalb sich die Farbwelt im Komlimentärbereich abspielt. Um die künstlerischen Aspekte der inszenierten Lesungen zu transportieren, wurde mit illustrativen Elementen gearbeitet. Im Gesamtbild entstand so ein einprägsamer Stil dessen fantasievollen Formsprache sich den wilden Erzählungen der Lesungen anpassen konnte.
Schwurgerichtssaal, Landgericht, Konstanz - Premiere: 23.10.15
Während des Konstanzer Konzils geriet der tschechische Reformator Jan Hus in die Mühlen der weltlichen und kirchlichen Macht. An den Pranger gestellt verteidigte er kirchenkritische Lehren bis in den Tod. Im Spannungsfeld von individueller und kollektiver Moral, institutionalisierter Sicherheit und persönlicher Freiheitssehnsucht begegnen wir bis heute Idealisten, Opfern, Märtyrern und nicht zuletzt uns selbst. Suchen Sie mit uns einen Weg durch das Spiegelkabinett der Bedeutungen. Sie kommen dabei vermutlich nicht umhin, ein Urteil zu fällen.
Bar Babalou Stripclub, Konstanz - Premiere: 29.05.2016
Seitdem der Mensch schreibt, schreibt er über das Eine. Mit der so entstandenen Palette erotischer Literatur lässt sich ein Bild jenseits der Graustufen malen. Sehen Sie durch die Augen des Freiers und tauchen Sie ein in das Rotlicht zwischen Ledersesseln und Tanzstange. Er träumt und sucht die Liebe mit Sappho und Honoré de Balzac; erliegt ihr und verliert sich im Reigen von Leidenschaft, Tabus, Sehnsüchten und menschlicher Zerbrechlichkeit. Beobachten Sie mit Marquis de Sade, Houllebecq, Millet und Nabokov, wie der Wunsch nach Nähe zu allen Zeiten fähig war, den Menschen zum Höchsten zu erheben und ins Niederste zu stoßen – und finden Sie von alldem auch einen Splitter in Ihrem eigenen Herzen.
Münster Unserer Lieben Frau, Konstanz - Premiere: 13.10.2017
Die Wege des Herrn sind unergründlich. Das lassen Sie doch nicht länger auf sich sitzen, lieber Daseinskämpfer! Frustration und Gewalt in allen Nuancen als moderner spirit. Der Beichtstuhl längst ausrangiert. Gebetsteppich, Putto und Kippa zu Schnäppchenpreisen. Erleuchtungsresistente Prediger twittern von den Kanzeln. Ignoranz statt Inbrunst. Wenn Nietzsche Sie nicht mehr schocken kann und Sie sich dennoch fragen: Wohin führt die Reise? Wem darf ich meinen Glauben schenken? – dann sind Sie hier richtig! Der Basar der Heilsbotschaften ist eröffnet. Die Gurus, Himmelsstürmer und -stürzer diverser Epochen bieten Ihnen ihr Geleit – auf einer literarischen Gratwanderung zwischen luftigen Höhen und modrigen Tiefen des Konstanzer Münsters.
Ein Fotoshooting am Ende der Tugend
Für die Veranstaltung "Rotlichtbetrachtungen - Eine Lesung am Ende der Tugend" wurde mit dem gesamten Ensemble ein Akt-Shooting durchgeführt um das literarisches Schmuddelheftchen (Programmheft) mit allerlei anzüglichem zu befüllen. Um den literarischen Aspekt der Aktion zu verbildlichen wurden Sprüche zum Thema Verführung via Klebefolie und Acrylfarbe auf den Körpern der Mitglieder aufgetragen.
Im laufe der Jahre entstanden diverse Printprodukte sowohl für Lesungen in Konstanz als auch in Berlin. Die Aufgaben reichten dabei von der Gestaltung von Plakaten über Programmhefte und Flyer, Eintrittskarten und Magazine.