Im Rahmen der Masterarbeit Potenziale zur Transformation der Designlehre an der Hochschule Konstanz entstanden 16 Interviews mit ausgewählten Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis des Designs.
Gesprochen wurde dabei über den Status Quo der Disziplin, relevante Mittel und Methoden, zentrale Kompetenzen sowie konstruktive Schnittstellen zu anderen Disziplinen. Zudem wurden fünf Expertinnen und Experten aus angrenzenden wissenschaftlichen Feldern zu möglichen Synergien zwischen ihren Disziplinen und Design sowie zu didaktischen Konzepten befragt.
Projektbeteiligte:
Yannick Marszalek,
Niklas Münchbach,
Dominik Volz
Betreuende Professoren:
Prof. Jo Wickert,
Prof. Andreas Bechtold,
Prof. Dr. Christian Meier
Die Datenerhebung wurde von einer Interviewreise durch Deutschland, mit Stationen in Karlsruhe, Offenbach am Main, Würzburg, Berlin, Potsdam, Hamburg und Kassel begleitet. Gefolgt wurde die Tour von Treffen in Stuttgart und Videokonferenzen mit Köln und München. Über 16 Stunden Rohmaterial, zusammengefasst in einem Interviewband.
Beim Sampling der GesprächspartnerInnen wurde besonders auf eine ausgewogene Rollenverteilung geachtet, um eine lückenlose Repräsentanz der deutschen Designlandschaft zu gewährleisten. Über 70% der angefragten Personen luden uns zu einem Treffen ein. Dies zeigt, wie virulent das Thema der Designlehre momentan in verschiedensten Felndern der Szene verhandelt wird.
Nach den Interviews sollten die ExpertInnen aus dem Design ein dreiteiliges Cardsorting zu relevanten Kompetenzen für BerufseinsteigerInnen absolvieren. Während des Cardsortings konnten im Gespräch über die Bedeutung der einzelnen Fähigkeiten das Bild über die an BerufseinsteigerInnen gestellten Anforderungen geschärft werden.
Die analoge Variante des Planspiels besteht aus einer Spielfläche, die eine radiale Zonierung für die Anordnungen der Kompetenzen von sehr relevant (innen) bis sehr irrelevant (außen) vorsieht. Die digitale Version des Planspieles ist in Google Slides umgesetzt und funktioniert nach dem gleichen Spielprinzip.
Neben den vorgegebenen Kompetenzen stehen zum Teil leere Karten zur Verfügung, die Ergänzungen ermöglichen.
Spezifische Kompetenzen
Jede Karte steht für ein Fach, das an Designstudiengängen in Deutschland gelehrt wird. Grundlage hierfür war eine Umfrage im Zuge einer Independen Studies die an der HTWG Konstanz von Jo Zimmerer durchgeführt wurde.
Soziale Kompetenzen
Jede Karte steht für eine soziale Kompetenz aus einem gängigen System für die Kategorisierung von disziplinübergreifenden Soft Skills.
Übergreifende Kompetenzen
Die übergreifenden Kompetenzen beschäftigen sich mit fachfremden Disziplinen, deren Inhalte bereits im Design unterrichtet werden. Zudem wurden, vom
Weltwirtschaftsforum als relevant erachtet Kompetenzen abgefragt.
Nach der Erhebung der Interviews wurden inhaltstragende Textbestandteile extrahiert (bezeichnet) und anschließend auf eine knappe, nur auf den Inhalt beschränkte Form paraphrasiert (umgeschrieben). Die Paraphrasen wurden einem deduktiven (vorab definierten) Kategoriensystem kodiert (zugeordnet). Im zweiten Materialdurchlauf wurden verbleibende Textbestandteile paraphrasiert und zusammenfassend kodiert, wodurch sich neue, induktive (aus den Daten abgeleitete) Kategorien ergaben. Es entstand ein induktiv-deduktives Kategoriensystem das es erlaubte, verschiedene Aussagen zu ordnen und zusammenzufassen, ohne Irritationen (unerwartete Erkenntnisse) auszuschließen.
Die zusammenfassende Analyse hat die erhobenen Daten handhabbar gemacht, nun konnten die Potenziale abgeleitet werden. In Orientierung an gängigen Vorgehensweisen der Grounded Theory Methodology wurden zunächst zentrale Phänomene gesucht, die sich als Potenziale kennzeichnen lassen. Dafür wurden die Ergebnisse der Datenauswertung erneut mit unterschiedlichen Schwerpunkten beleuchtet. Um die Beweggründe, Notwendigkeiten und ursächlichen Bedingungen eines Potenzials benennen zu können, wurden die genannten Herausforderungen, Mängel, Chancen und Risiken in der Designdisziplin mit den formulierten Potenzialen in Bezug gesetzt. Ebenso wurden die möglichen Mittel und Umgangsformen zusammengefasst, mit denen ein Potenzial in der Lehre bereits umgesetzt wird oder werden könnte. Abschließend wurden die möglichen Wirkungen und Konsequenzen auf Studierende, Lehrende und Lehrsysteme formuliert. Jedes Potenzial setzt sich inhaltlich aus diesen vier Schritten zusammen und ist somit in den Daten fundiert.
Das Projekt wurde am Ende des Wintersemesters 19/20 bei der Werkschau der Studiengänge Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz ausgestellt. Die wichtigsten Aussagen, die Interviews, das Planspiel und nicht zuletzt die Interviewtour wurden hier inszeniert. Dabei lud ein gemütlich Sitberieich zum Zuhören, Verweilen und Dikutieren ein.
Die Masterthesis wurde mit dem 1. Platz beim Konstanzer Designpreis ausgezeichnet und erschien in der Wissenschaftlichen Publikation Universities of Tomorrow.